Radionuklidtherapie

In unserem Zentrum für Interventionelle Onkologie & Radionuklidtherapie werden einige nuklearmedizinische Therapien wie die Radiosynoviorthese (RSO) bei Gelenkerkrankungen und die Radiumtherapie zur Behandlung von Skelettmetastasen eines Prostatakarzinoms ambulant durchgeführt, d.h., der Patient kann nach seinem Besuch in unserer Praxis wieder nach Hause gehen.

Radiosynoviorthese (RSO)

Bei trotz medikamentöser Behandlung und Kortisoninjektion anhaltenden Gelenkschmerzen empfiehlt sich die Behandlung mittels Radiosynoviorthese (RSO). Dieses seit über 50 Jahren angewandte Therapieverfahren ist eine effiziente, kostengünstige und sichere Methode zur lokalen Behandlung von chronisch-entzündlichen Gelenkerkrankungen. Die schmerzarme Therapie kann ambulant und auch bei mehreren Gelenkentzündungsherden gleichzeitig durchgeführt werden. Als alternativer oder ergänzender Therapieansatz leistet die RSO so einen wichtigen Beitrag zur Linderung von Symptomen und zur Verbesserung der Lebensqualität.

Am DTZ Berlin wird die Gelenktherapie mittels 90Yttrium (Kniegelenk), 186Rhenium (Schulter) sowie 169Erbium (kleine Gelenke, z. B. Daumensattelgelenk, Fingerge-lenke) durchgeführt.

Radiumtherapie

Ein weiteres radiologisches Therapeutikum ist 223Radium-Dichlorid (Xofigo®). Mit diesem Medikament können Skelettmetastasen in Verbindung mit einer Prostatakrebserkrankung behandelt werden. Seit 2014 wird am DTZ Berlin die Behandlung symptomatischer Knochenmetastasen beim kastrationsresistenten Prostatakarzinom mit diesem  Medikament, das sich vorrangig durch seine Ähnlichkeit zu Kalzium in den Knochen anreichert, angeboten.

Voraussetzung hierfür ist, dass die Tumorabsiedlungen auf den Knochen beschränkt sind. Ziel der Bestrahlung von innen ist die Hemmung des Wachstums der Knochenmetastasen. Damit einhergehend soll das Therapeutikum auch zur Linderung von Schmerzen und zum Erhalt der Stabilität der Knochensubstanz beitragen. Dem Patienten werden im Abstand von vier Wochen sechs Dosen intravenös verabreicht. Durch die extrem kurze Reichweite dieses Radionuklids ist die Wirkung auf das Blutbild minimal, jedoch sind zur Schonung des Darms mehrere Behandlungen notwendig.

Endoradiotherapie/Theranostik

Bei einigen nuklearmedizinischen Therapien schreiben die in Deutschland geltenden Strahlenschutzvorschriften einen stationären Aufenthalt vor. Dies trifft beispielsweise auf die Radiojodtherapie gut- und bösartiger Schilddrüsenerkrankungen mit 131Jod und auf die Endoradiotherapie mit 177Lutetium-PSMA für Patienten mit einem Prostatakarzinom sowie mit 177Lutetium-DOTATOC für Patienten mit einem neuroendokrinen Tumor zu. Diese Therapien führen wir in unserer Klinik für Radionuklidtherapie & Theranostik am OZB Onkozentrum Berlin in Köpenick durch.

Radiojodtherapie mit 131Iod

Die Radiojodtherapie ist ein seit vielen Jahrzehnten etabliertes, nebenwirkungsarmes Verfahren zur Behandlung von gut- und bösartigen Schilddrüsenerkrankungen. Da die Schilddrüse ein „Jodfänger“ ist, wird dem Patienten eine kleine Menge radioaktives Jod verabreicht. Das Jod lagert sich ausschließlich in Schilddrüsenzellen ein und gibt dort mit einer Reichweite von wenigen Millimetern Beta-Strahlung ab. So können kranke Schilddrüsenzellen geschädigt und gesundes Gewebe geschont werden.

177Lutetium-PSMA und 177Lutetium-DOTATOC

Bei der Endoradiotherapie wird der Tumor von innen bestrahlt. Dies gelingt mit einem radioaktiven Medikament, das – gemäß dem Schlüssel-Schloss-Prinzip – direkt an Tumorzellen andockt. Die vom Medikament abgesonderte Beta-Strahlung besitzt eine extrem kurze Reichweite. Aus diesem Grund ist es in der Lage, Tumoren gezielt zu bekämpfen und gleichzeitig umliegendes Gewebe zu schonen.

Wir führen in unserer Klinik für Radionuklidtherapie & Theranostik die Endoradiotherapie für Patienten mit einem metastasierten kastrationsresistenten Prostatakarzinom (177Lutetium-PSMA) oder einem neuroendokrinen Tumor (NET) (177Lutetium-DOTATOC) durch.

Um den Tumor mit all seinen Absiedlungen zu lokalisieren, ist – im Sinne der Theranostik – vor der Behandlung eine sichere Ausbreitungsdiagnostik mit PET/CT oder PET/MR ratsam.

177Lutetium-PSMA

Für Patienten mit einem metastasierten Prostatakarzinom, bei denen Hormon- und Chemotherapie nicht mehr wirken,  kann die Endoradiotherapie mit 177Lutetium-PSMA eine wichtige Behandlungsoption darstellen. Das hohe Aufkommen des Eiweißes PSMA an der Zelloberfläche der Tumorzellen bewirkt, dass 177Lutetium-PSMA sich an das Eiweiß bindet,  sodass die Radioaktivität direkt auf das Tumorgewebe (Knochen, Weichteile, Lymphknoten) einwirken kann mit zumeist sehr gutem Ansprechen in Form eines Rückgangs der Tumormasse und der oft sehr starken Schmerzen.

177Lutetium-DOTATOC

Die Endoradiotherapie mit 177Lutetium-DOTATOC-Therapie eignet sich für Patienten mit einem NET, bei denen die therapeutischen Optionen ausgeschöpft sind, bzw. mit langsam wachsenden Tumoren oder Metastasen, die kaum auf eine Chemotherapie reagieren. Hierfür wird das schwach radioaktive Lutetiumisotop mit einem Somatostatin-Analogon, dem DOTATOC, gebunden, das gezielt an die Somatostatin-Rezeptoren der Zelloberfläche neuroendokriner Tumoren andockt und so punktgenau bestrahlen kann.

Abb.: Skelettmetastasen vor 177Lu-PSMA-Therapie


Abb.: Skelettmetastasen nach 177Lu-PSMA-Therapie